Panel B, moderiert von Meike Strehl (Engagement Global gGmbH) widmete sich der internationalen Einordnung von weltwärts.
Erziehungsmaßnahmen für Weltbürger*innen: Ein postkolonialer Blick auf das Verhältnis von Freiwilligen und Aufnahmeorganisationen im Einsatzland
Lucia Fuchs
In der Praxis von Freiwilligendiensten spielt das Verhältnis von Freiwilligen und Aufnahmeorganisationen eine zentrale Rolle. Die dort aktiven Personen arbeiten auf täglicher Basis mit den Freiwilligen und fungieren auch als Vermittler*innen zwischen ihnen und ihrer Umgebung. Diese Interaktionen finden nicht im luftleeren Raum statt, sondern werden von historisch gewachsenen Nord-Süd-Beziehungen strukturiert, mit denen sich die Handelnden – bewusst oder unbewusst – auseinandersetzen. Der Beitrag beschäftigt sich anhand einer diskursethnographischen Fallstudie mit diesen Aushandlungen, wobei auch der Vergleich von weltwärts-Freiwilligen mit Freiwilligen anderer Programme Berücksichtigung findet. Gerade im Kontext von weltwärts lässt sich dabei eine Umkehr traditioneller Strukturen der EZ ausmachen: Es sind die Akteur*innen aus dem globalen Süden, die diejenigen aus dem Norden aufklären und erziehen.
Ein „Premium“-Dienst? Vergleichende Perspektiven von Aufnahmeorganisationen in Nicaragua auf weltwärts und Voluntourismus
Natascha Geis, Lara Lipsch
Das weltwärts-Programm versucht sich durch einen Fokus auf Entwicklungspolitik und Partnerschaftlichkeit als besonderes Format von anderen Formaten internationaler Begegnung, bspw. dem Voluntourismus, abzuheben. Welche Rolle diese Unterschiede in der Realität der Aufnahmeorganisationen spielen und wie diese von ihnen bewertet werden, ist Gegenstand des Beitrages. Hierzu werden die Ergebnisse zweier qualitativer Fallstudien verglichen, die in Nicaragua basierend auf Leitfadeninterviews und teilnehmender Beobachtung durchgeführt wurden. Vor dem Hintergrund postkolonialer, reziprozitätstheoretischer und agency-orientierter Ansätze war es Ziel, die deutlich unterrepräsentierten Stimmen der Aufnahmeorganisationen aus dem Globalen Süden in den Diskurs einzubeziehen. Die Ergebnisse machen Unterschiede in den gelebten und formulierten Rollen der Organisationen erkennbar, dennoch vermischen sich diese Formate stellenweise stark. Die empirischen Erkenntnisse lassen den vermeintlichen „Premium-Status“ des weltwärts-Programms fragwürdig erscheinen.
Entwicklungspolitische Freiwilligendienste im internationalen Vergleich: Strukturen, Ziele und Governance bei FK Norway, US Peace Corps, ICS und weltwärts
Dr. Jörn Fischer, Benjamin Haas, Sonja Richter
Das historisch gewachsene Feld der entwicklungsbezogenen Freiwilligendienste ist äußerst divers. Dieser Beitrag beleuchtet die Frage, wie sich das weltwärts-Programm auf internationaler Ebene im Feld ausgewählter entwicklungspolitischer Freiwilligendienste in Bezug auf Strukturen, Ziele und Governance einordnen lässt. Hierzu wird weltwärts insbesondere einem systematischen Vergleich mit den Freiwilligendienstprogrammen von FK Norway, VSO – Volunteer Service Organisation (UK) sowie den US Peace Corps unterzogen. Die Ergebnisse zeigen Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Verständnis entwicklungsbezogener Freiwilligendienste auf. Erste Erklärungsansätze dafür weisen auf die Bedeutung der jeweiligen politischen und historischen Kontexte hin.