Paola Ortiz Loaiza
Paola Ortiz Loaiza von der Universität Ottawa (Kanada) eröffnete die Tagung mit dem ersten inhaltlichen Beitrag und legte direkt deutlich das Ziel offen, dassie mit ihrem Vortrag verfolgte: Auf der Basis ihrer Forschungsarbeiten in sozialen Organisationen in Guatemala wolle sie die kritischen Forschungsperspektiven postkolonial dezentrieren und damit subalterne Stimmen des Globalen Südens auf der Tagung zur Geltung zu bringen.
Denn nicht immer, so ihre Ausgangsannahme, würde berücksichtigt und diskutiert, welchen Einfluss internationale Freiwillige in sozialen Organisationen im Globalen Süden haben; zu sehrsei die Diskussion durch den Freiwilligendiskurs dominiert. Zwar könnten internationale Freiwillige durchaus positiven Einfluss ausüben: Zum einen auf die Strukturen der Organisationen selbst, etwa durch eine Stärkung organisatorischer Abläufe, der Öffentlichkeitsarbeit oder der Finanzierungsmöglichkeiten. Zum anderen auch auf die lokalen Gemeinschaften, etwa durch direkte Unterstützung vulnerabler Gruppen, edukative Angebote oder die Mitarbeit an neuen Produktionswegen. Besonders positiv bewertet Ortiz ihren Einfluss auf Gendergerechtigkeit: Die Anwesenheit internationaler Freiwilliger führe zur mehr Reflexion, Diskussion und Veränderung in Bezug auf Geschlechterthematiken. Doch damit sich positive Wirkungen zeigten, benötige es passende Rahmenbedingungen: Erst ab einem Aufenthalt von einem Jahr würden positive Effekte überwiegen und auch das Alter sei gut auf die Bedürfnisse der Einsatzstelle abzustimmen. Eine besondere Rolle spiele die Größe der Organisation: Während Freiwillige kleinereOrganisationen deutlich stärker beeinflussten, sowohl im Positiven wie im Negativen, gäben größere Organisationen insgesamt einen besseren Rahmen, um Freiwilligeneinsätze erfolgreich verlaufen zu lassen. Schließlich seien mit der Finanzierung der Dienste durch den Globalen Norden schwierige Spannungen verbunden. Soziale Organisationen müssten z.B. Auswahlprozesse akzeptieren, auf die sie wenig oder keinen Einfluss ausübten und die sich nicht an ihren Bedarfen orientierten.
Insgesamt zieht Ortiz eine positive Bilanz: Trotz der Schwierigkeiten und finanziellen Herausforderungen können Freiwillige wertvolle Beiträge zur Arbeit und zur politischen und internationalen Unterstützung sozialer Organisationen leisten. Gleichzeitigaber dürften diese Beiträge nicht über bestehende Konflikte hinwegtäuschen: Es bestünden grundlegende Spannungen zwischen den Interessen und Bedarfen der Organisationen im Globalen Süden und den Interessen und Bedarfen in der internationaler Freiwilligenarbeit – ein Spannungsverhältnis, das weiter diskutiert und erforscht werden müsse.