Moderation: Dr. Christoph Gille (Hochschule Koblenz)
Im Schatten der Selbstverständlichkeit: Hürden der Erreichbarkeit unterrepräsentierter Zielgruppen für entwicklungspolitische Freiwilligendienste und Grenzen der kompensatorischen Wirkung einer zielgruppengerechten Ansprache
Dr. Stefan Dietrich, Thomas Maier
Die systematische Untersuchung der Hürden beim Zugang zu einem internationalen Freiwilligendienst, die für Menschen unterschiedlicher Zielgruppen bestehen, kann grundlegende Erkenntnisse liefern, um unterschiedliche praktische Strategien zum Abbau solcher Hindernisse zu bewerten und weiterzuentwickeln. Der Beitrag stellt eine Systematik zur Analyse der Ansprache-Praktiken von Trägern sowie die Ergebnisse einer Studie hinsichtlich identifizierter Hürden vor, die im Einflussbereich der Ansprache-Praxis liegen. Anschließend werden grundlegendere Hindernisse mit Fokus auf meist unhinterfragte Selbstverständnisse diskutiert, die die Präferenzen aller Gruppen, also sowohl der unterrepräsentierten, der überrepräsentierten, aber auch der beim Auswalprozess involvierten Träger strukturieren. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Frage, inwieweit grundlegende Hindernisse durch kompensatorische Maßnahmen aufgegriffen werden können und sollen.
Systematische Barrieren und Differenzlinien im internationalen Jugendaustausch
Zijad Naddaf
Der Beitrag beschäftigt sich mit Teilergebnissen des zwischen 2016 und 2018 durchgeführten Forschungsprojektes „Warum nicht? Studie zum internationalen Jugendaustausch: Zugänge und Barrieren“ (Kurztitel: Zugangsstudie). Empirische Grundlage der Präsentation bildet eine Auswahl aus insgesamt 40 Interviews mit Expertinnen und Experten der Praxis Internationaler Jugendarbeit sowie Erzählsequenzen aus einer Gruppendiskussion mit Jugendlichen. Mit einer an poststrukturalistischen Theorien angelehnten Perspektive zeigen sich sowohl organisationale Zugangsbarrieren im Feld der Internationalen Jugendarbeit (im Sinne von Förderstrukturen, Ressourcen usw.). Jedoch können mithilfe von differenztheoretischen Grundannahmen auch Zugangsbarrieren auf Repräsentationsebene aufgedeckt werden (Vorstellungen und Bilder über Jugendliche einerseits, Bilder über die Internationale Jugendarbeit auf der anderen Seite). Die Ergebnisse machen einen starken Benachteiligungsdiskurs in der Praxis der Internationalen Jugendarbeit sichtbar, der (beinahe) selbstverständlich daherkommt und sich bereits in den programmatischen Förderlogiken wiederfindet, uns aber zur Diskussion und zum Hinterfragen und Überdenken des Status-Quo auffordert.
Internationale Freiwilligendienste für alle? Zugangsbarrieren und Zugangswege für benachteiligte junge Erwachsene am Beispiel behinderter Menschen
Christian Papadopoulos
Trotz des eigenen Anspruchs und menschenrechtlichen Verpflichtungen für alle jungen Menschen offen zu sein, sind benachteiligte und insbesondere behinderte junge Menschen in internationalen Freiwilligendiensten erheblich unterrepräsentiert. Bisher fehlt es an einer systematischen qualitativen Forschung zu den Ursachen. Christian Papadopoulos begründet in seinem Vortrag, warum die wissenschaftliche Analyse nicht bei den Zugangsbarrieren der Freiwilligendienste an sich stehen bleiben kann. Vielmehr müssen Behinderungen mit den Disability Studies als soziales, politisches und kulturelles Phänomen betrachtet werden.